Montag, 22. September 2008

Kurzes Zeitfenster: c l o s e d, für dich! oder dewattiert, schonungslos

Wissen wollen. Das war schon immer meine Stärke, und es war schon immer meine Schwäche. Geheimnisse werden nichtig, wenn man sie weiß, wenn sie sich auflösen. Spannung wird zerstört, baut sich im besten Fall langsam ab. Ich bin die ganze Zeit nur pianissimo gespielt worden, nun soll ich mich an mezzoforte, forte, fortissimo gewöhnen? Wie denn das? Ich will fortissimo, ich will presto ab und zu. Aber wie verforme ich mich dabei nicht?

Ich will wissen und verstehen - das Leben verstehen, mich verstehen, die Welt verstehen, die anderen verstehen, Veränderungsmöglichkeiten sehen, verstehen, anpacken. Ich will aber auch dann wissen, wenn wissen vielleicht nicht gut ist. Ich wollte wissen, ob er auch auf mich steht, und sobald ich es wusste, standen wir beide mit naiven achtzehn Jahren und scheuen Blicken voreinander und mussten wieder beginnen. Auch jetzt will ich wissen, denn eines habe ich gelernt: Wissen ist Sicherheit, Wissen ist Macht. Wissen ist Macht über Unsicherheiten, Gefühle, über andere. Wenn ich weiß, kann ich mich in Sicherheit wiegen, muss nicht die atemberaubende Spannung ertragen, das Dummsein ertragen, einfach etwas aushalten.

Das war eigenartigerweise jahrelang kein Problem. Aber jetzt ist ja auch der Moment, in dem ich mich frage, ob ich jahrelang gelogen habe, als ich mir sagte, vielmehr bloß dachte, dass ich es eh nicht vermissen würde, mein Innerstes mit einer anderen Seele zu teilen. (Nicht, dass ich jetzt weiß, dass es überhaupt möglich ist, das in einem Mann zu finden, aber andererseits glaube ich schon daran, ich glaube ja.) Ich bin nicht zufrieden damit, meinen Weg alleine zur Erfüllung zu finden. Ich bin nicht zufrieden damit, die Beziehungen anderer glücken zu sehen. Ich bin nicht zufrieden damit, mit Freunden tiefschürfende Gespräche zu führen. Ich will den einen, der mein bester Freund und mein Seelenpartner ist. Er ist aber so sehr selbständiger Mensch, dass er alleine gen Himmel wächst und mich nicht braucht, um sich um mich zu ranken. Auch ich will mich nicht um ihn klammern. Aber ich will bei aller Unterschiedlichkeit immer das Bedürfnis verspüren, zu verstehen, wie er tickt. Wenn ich Blutwurst zum Kotzen finde und das seine Leibspeise ist, dann ist das egal, denn wenn ich ihn und er mich so anziehend und interessant findet, dass wir uns zutiefst kennenlernen wollen, so tun wir das trotz so eines Unterschieds.

Früher, also früher, früher, früher, da las ich Berte-Bratt-Bücher mit einem ... ähm ... fervor, äh, Eifer sagt man, dass ich in jedem Wimpernschlag und in jeder Bewegung eines Charakters die unendlich große Liebe, das Schicksal, die Schönheit der Beziehung sehen konnte. Dann wurde ich irgendwann zwölf, dreizehn, und dann beinahe erwachsen, und aus vielerlei Gründen wird es plötzlich abtrainiert, so intensiv zu fühlen. Man ist zu hässlich, man vertut sich Zeit damit, man findet schönere Erfüllung in Musik, Filmen, Hilfsbereitschaft. Ohne es zu merken, wird man oberflächlich. Es kommen solche und solche Freunde des Weges, und man ist hin und her gerissen zwischen den tiefsinnigen und denen, die die Leidenschaft fürs Leben (zu) zeigen (scheinen).

Als hätte ich eine transparente Hülle rund um meinen Körper, die mir Bewegungsfreiheit erlaubt, erlebe ich alles eingepackt. Die Hülle ist eine Schall-, Druck- und generelle Empfindungsisolation, aber das Gewohnheitstier nimmt hin, was ist. In seiner Gegenwart ist die Hülle weg, und ich bin nur das raue und empfindsame, leicht zu prägende, wahre Ich. Ich will nie anders sein!!

Ab jetzt Hauptrolle!!

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