Lehrerakte
Ich stehe in meiner Funktion als Aufsichtsperson rum. Sissy kommt auf mich zu, und ich kann den Blick fast nicht von ihrem krude aufgemalten stichblauen Lidschatten abwenden. "Der Herr Dohm!" Ich denke: "Jaaaaaa??" "Wir haben jetzt ja den Herrn Dohm in Vertretung." Aha. Danke für die Info. "Was ist denn das für ein Mensch?" Ach, was bin ich doch froh um die Gabe, nicht jedes innerliche Lachen nach außen transportieren zu müssen! Warum? frage ich. "Na ja, ich will gerne wissen, was jemand für ein Mensch ist, wenn ich ihn in der Vertretungsstunde habe." Aha. "Meinst du nicht, Sissy, dass das viel spannender ist, wenn du das selbst rausfindest?" "Ah ja, da haben Sie Recht!" sagt sie und rauscht ab. Eine seltsame Person. Aber irgendwie auch erheiternd.
Guildenstern - 11. Feb, 21:31
Trulla, Truschen, Tussi, unglaubliche Rotzpippn.
Breathe!!! Caaaaaaaaalm. Inner poise! Ich bin die Erwachsene. Vierzehnjährige Gören können mir nichts anhaben. Vierzehnjährige Gören bekommen die Konsequenz schwarz auf weiß. Vierzehnjährige Gören dürfen nicht angefasst und geschüttelt werden, weil es ja ein Verbot von körperlichen Strafen gibt. Vierzehnjährige Gören würden sich über meine Wutexplosion erst recht freuen. Zu Hause darf ich ein wenig explodieren, da sieht es ja niemand. In der Schule erfahre ich nur mittlere Befriedigung, wenn ich sie auf Englisch angifte und sie dann wie ein paar Autobusse dreinschauen, obwohl sie alles verstehen müssten. Diese gnadenlose Unselbständigkeit, dann noch gepaart mit der Ansicht, selbst gottgleich alles zu wissen und den doofen Erwachsenen doch haushoch überlegen zu sein, die bringt mich an den Rand meines Verstandes. Ich pack es einfach net. Oder, in den grässlichen Worten meiner Schüler: I checks net.
P.S.: Nein, so war ich NNIIIIIEEEE!!!!
Guildenstern - 30. Jan, 16:58
Verzweifelter Zornesausruf meiner Biologielehrerin damals, als beinahe die ganze Klasse die simpelste logische Frage im Test falsch beantwortet hatte. (In der Realität hätte das dann ca 20 Babys zur Folge gehabt.)
Reminiszenz heute: Diesmal tue ich das meinem Teppich an. Das Denkvermögen meiner "Schützlinge" ist so gering, dass ich all mein Zeug nehmen und an die Wand klatschen möchte. Wohin rinnt die Denkleistung, die ein Zwölfjähriger hat? Braucht er wirklich alles, um seinen Hormonen gegenzusteuern? Wie kommt er im Alltag zurecht?
Ich werd wahnsinnig!!
Manchmal ist es von gravierendem Nachteil, niemals selbst aufsässig und lerntrotzig gewesen zu sein. Was soll man sich da in Erinnerung rufen? Mein Verständnis kann nur ins Leere gehen.
Guildenstern - 8. Jan, 20:23
I love getting up in the morning. I clap my hands and say, "This is gonna be a great day!!"
Jerry Maguire, of course
Guildenstern - 30. Nov, 21:50
Es ist soweit, ich bin an jenem Punkt, wo ich die Erkenntnis fröhlich kichernd, ohne irgendeinen Groll zur Kenntnis nehme: So, wie einfach die Mehrheit aller Menschen einen Klescher hat, trifft man auch unter den Schülern auf unglaubliche Exemplare. Tja, es gibt sie zwar auch, die unglaublich intelligenten, die unglaublich tollen, die unglaublich sympathischen, aber hier und jetzt meine ich die unglaulich bescheuerten. Sollte ich mich jemals gefragt haben, wie es wohl ist, die höhen Töchterchen am Starnbergersee oder im Schottengymnasium zu unterrichten, bekomme ich drei Mal in der Woche eine Ahnung davon. Ich überlege, ob ich mir ihretwegen einen anderen Künstlernamen zulegen soll. Das wäre ihr allerdings zuviel Macht zugestanden. Mann, oh, Mann, dieses fünfzehnjährige jammerläppliche Biest ist einfach unbegreiflich. Wie schön, wenn man in seinen Ich-mache-die-ganze-Welt-zu-einem-freundlichen-Ort-Phantasien mal wieder eingebremst wird und sich eingestehen muss, dass manche Tussis, Trullas, Truschen und Dumpfbacken immer ebensolche bleiben werden. Zumindest solange, wie man sich in einem Klassenzimmer gegenüberstehen muss. Wahrscheinlich noch viel, viel länger.
Beim nächsten Mal sehe ich nicht mehr Blondi, sondern nur noch eine Vogelscheuche vor mir. Can't touch me.
Guildenstern - 25. Jan, 17:17
Dennoch hat es heute ein wenig gebrannt in mir.
Wut, Unglauben, Entsetzen, Hilflosigkeit, Ärger, Hass, Zorn, Wut, Unglauben, Entsetzen, you get the point. Eine nach der anderen Klasse lässt mich glauben, dass es nur noch menschliche Wüsten in dieser Welt gibt. Die gelegentliche tolle Gruppe geht leider unter in meiner Wüstenfahrt.
Beispiel?
"J, erkläre mir ***!"
Silence.
More Silence.
"Äh---------also-----------das ist so--------also so 'n--------wenn man--------"
"Wo sind deine Bücher und Hefte?"
"Hab ich vergessen. Ich konnte die Hausaufgabe nicht machen,weil ich mein Heft verloren hatte."
Aber Hauptsache, die Haare sitzen - oder wacheln schön.
Noch ein Beispiel?
Arbeitsauftrag für die Stunde: Arbeitsblatt.
L: "Hey, Frau ---, müssen wir das jetzt wirklich machen?"
Aaaaaaaaaaaaaaaah!!!
Noch ein Beispiel?
M: "Frau ---, heißt es 'I was' oder 'I were'?"
Nein, dies stammt nicht von einer Erstklässlerin, sondern von einer Siebtklässlerin. Wie hat sie es bis hierher geschafft? Ich habe keine Ahnung. Aber sie zieht mir jeden Nerv. Allerdings nicht alleine, sondern im Verband mit einem ganzen Wüstenschiff.
Und trotzdem brannte im Schulnachklingen etwas. Bin ich jetzt etwa der Meinung, dass ich es tun muss, tun soll; dass ich die, die ich so neben der Spur sehe, auf die richtige leite? Bin ich vom Idealismus gebissen? Bin ich größenwahnsinnig?
Guildenstern - 9. Jan, 22:53
Und nachdem ich die Leser eventuell mit dieser Bildschlagzeile gefangen habe, darf ich tatsächlich auspacken. Es gibt unglaublich viele Lehrer, die selbstkritisch behaupten: "Warum beschwere ich mich eigentlich? Es ist so ein schöner Beruf, ich habe so viele Freiheiten, wie ich mir meine Arbeit einteilen kann, was ich machen kann, wie ich es den Schülern beibringen kann." Es gibt unglaublich viele Lehrer, die noch selbstkritischer behaupten: "Wir sind doch eigentlich wie die Schüler - wir lesen Aufgaben nicht genau, wir versäumen Termine, wir jammern ab dem ersten Schultag den Ferien hinterher und zu den nächsten nach vor."
Nachdem wir das mal hätten, und ich widerspreche auch gar nicht, darf die andere Seite Gehör bekommen. Es gibt ganz einfach so vieles an diesem Beruf, das so unglaublich niedere Instinkte weckt, solchen Unmut und Hass hervorruft und solch blankes Entsetzen auslöst, dass selbst die gehobene Standardsprache auf der Strecke bleibt und man nur noch sagen kann: Es ist zum Kotzen. Was macht der gewöhnliche Lehrer jedoch, anstatt ebendies zu tun, vor Schulleitung, Eltern, Politik, Gesellschaft? Er schluckt runter, jammert den Kollegen vor, ist bis zu den Ferien grantig und hat eine Sekunde nach Überschreitung der Ferienhalbzeit bleierne Schwere in den Gliedern, vor allem aber im Gemüt.
Der Lehrer (und natürlich auch die Lehrerin, eine solche welche ich bin) hat das große Vergnügen, an vielen Seilenden zu hängen. Es ist dies tatsächlich ein Vergnügen, wenn es Abwechlsungsreichtum und Einfluss bedeutet. Es ist abwechslungsreich, wenn man mal mit Kindern, mal mit deren Eltern zu tun hat, wenn man die Realität der Unlust aller mit dem Ideal der Lernlust und den Theorien unzähliger Lernforscher ausbalancieren darf. Man ist einflussreich, wenn man die Bilder, die Werte, die Haltungen kleiner und größerer Zöglinge bereichern und prägen darf, auch mal Erfahrung weitergeben darf, die nicht im Buch steht, die Interaktion lebendig macht. Wer spricht nicht heute noch von diesem oder jenem, das man sich von jenem oder einem anderen Lehrer gemerkt hat?
Helle Seiten verschwinden schnell - man sagt nicht umsonst, es braucht fünf Mal Lob für einmal Tadel -, wenn an allen Enden gezogen wird, die Sehnen und Gelenke eines Lehr(er)körpers zu reißen drohen und dann noch die Schuldkeule des Untergangs der Zivilisation, wie wir sie kennen, gleich einem deus ex machina in reverse, von oben auf die Köpfe zugerast kommt.
Wer wie ich so gebaut ist, dass der Leidensdruck unglaublich groß werden kann, bevor man handelt, weil man eher den schiefen Blick anderer als das eigene Unglück fürchtet, braucht unter Umständen mehrere Jahre, um sich nicht nur insgeheim einzugestehen, dass es der falsche Beruf ist, weil man nicht Don Quixote ist.
In Ländern, in denen die Anwärter Schlange stehen, um endlich in den Schuldienst zu dürfen, haben Gehende wenig Chancen auf Gehör, ihr Echo verhallt im All. Wenn es so ist wie hier, wo man händeringend nach Fähigen und Willigen sucht, verstehe ich nicht, dass man nicht mit geballter Kraft dem System einen Stups gibt, indem man sagt: NICHT MIT MIR. SO NICHT MIT MIR. Wir können weiterreden, wenn etwas geändert wird.
Was könnte man denn nun ändern?
* Die Verantwortung muss jenen gegeben werden, die sie tatsächlich haben. Dazu gehört, dass die Verantwortung für ein gutes Lern- und Arbeitsklima nicht eine Sache von Schulverhaltensregeln ("Wir respektieren uns gegenseitig und grüßen uns auf den Gängen," et f*ing cetera.), sondern eine gesellschaftliche ist. Wer in der Familie lernt, dass "lesen sowieso nur blöd ist, lernen überhaupt, ich will sowieso nur abhängen und nicht denken", der glaubt das auch. Wer in Radio, Fernsehen, Zeitungen, von Plakatwänden und über "Mundpropaganda" hört: "Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut," dem wird systematisch die Wertschätzung nicht unmittelbar geldwertrelevanter Inhalte und Beschäftigungen ausgetrieben.
Die Verantwortung für Verhaltenserziehung liegt bei den Eltern, jene für soziale Erziehung, für Arbeiten und Lernen in der Gruppe natürlich bei den Lehrern. Die Verantwortung fürs Begreifen liegt bei den Lehren. Äh, Fauxpas cardinal: Irrtümlich den vorherrschenden Duktus übernommen. Die Verantwortung fürs Begreifen liegt natürlich bei den Schülern. Gottgleiche Hirnchirurgen sind wir nicht. Wissens-Mc-Drive-Arbeiter sind wir auch nicht.
* Anstrengung muss belohnt werden. Wenn die Gesellschaft mault, weil Lehrer Ferien haben, wenn die Gesellschaft den Lehrern erwidert, diese hätten nichts zu jammern, weil sie ein Viertel des Jahres frei hätten, dann muss ich psychologisch-mathematisch korrigieren: Lehrer laufen sich physiologisch-mental-energietechnisch zugrunde, leben haarscharf über dem Niveau, unter dem man einklappen und sich eingraben lassen könnte und brauchen die Ferien, um sich zu erholen. Bei einer Woche braucht man erst gar nicht anzufangen. Nach dem ersten Abend, dem ersten Ausschlafen ist die Freude über "unterrichtsfrei" schon wieder dem Blick nach vor gewichen. Wenn die Erholung jenen Punkt erreicht hat, an dem man von "poah, ich fühle mich wieder wie ein Mensch" sprechen kann, schaltet man die Kaffeemaschine für den Montagskaffee an und spült den Grant hinunter. De facto hat ein Lehrer also zwei Wochen Urlaub im Jahr, weil er seine Zellen drei Wochen lang aufpäppeln muss, dann wieder Freude und Privatleben haben kann, dann den Blick wieder nach vor richtet. Zwei Wochen, und dann hat man ja auch nur zwei halbe Tage in der Woche frei. Samstag Mittag beginnt die Schwerkraft von Montag Morgen schon zu wirken.
Wenn man also den Lehrern etwas neidet (der Kreis zu Punkt eins schließt sich), kann man ja etwas tun: Man passt die Arbeitszeit jener aller nine-to-five-Arbeiter an. Da sehe ich leider massig Probleme des Wegs rollen. Wer findet die hunderttausend Lehrer, die dann benötigt werden, um die jetzigen Stunden, die dann der Arbeitszeitregulierung zum Opfer fallen, zu halten? Und wer bringt der Tourismusindustrie und dem Gott Wirtschaft bei, dass die Eltern nicht auf Urlaub fahren können, weil leider zwischen Weihnachten und Silvester Schulaufgabe ist, der Gründonnerstag mit dem Theaterworkshop belegt und die nachwachsenden Berufstätigen leider alle psychisch gestört sind, weil sie nicht Kinder sein und Ferien haben dürfen, sondern 47 Wochen im Jahr in der Schule sind?
Wenn nun jedoch dieses System der Burnout-ist-mein-Abendbrot-Berufsgruppe beibehalten wird, muss es um vieles besser honoriert werden, was Lehrer leisten. Manches kann mit Geld kompensiert werden. Geld auf dem Gehaltsscheck, Geld, das in kleine Klassen, gute Ausstattung, weiß man alles, investiert.
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Guildenstern - 19. Dez, 16:26
Was mich vor einigen Jahren schier in den Wahnsinn trieb, hat sich erhalten und doch die Gestalt geändert. Fehler, die sich systematisch durch Köpfe ziehen und nicht und nicht herauszukriegen sind und doch katastrophale Denkfehler sind (wenn man mal so ein Klauber geworden ist), ändern nur ihre Kleider. Da war mal funny. Alles war funny. The party was funny. The film was funny. (Yes, indeed quite possibly so.) The Tokio Hotel concert was funny. (Er, yes, I guess it would have been hilarious for me, once I had gotten past the nausea and the headachte. Yet, I think the girl in question might have had something else in mind.) Funny, funny, funny. Da fällt mir eine wahnsinnig tolle Zeile aus "Petrified Man" ein: "Funny ha-ha or funny peculiar?" Kann man es besser sagen? And, my dear former students, as I've endlessly tried to tell you, "fun" is not an option here.
Das Grauen hat mich wieder ereilt, diesmal in Gestalt des Beispiels. Wenn beispielsweise einer der Schüler etwas, beispielsweise etwas Gutes, sagen will, dann, z. B. besonders dann, werde ich stocktaub, zum Beispiel beim Lesen dann halt blind, vor lauter Beispielbäumen, in denen der Sinnwald versteckt ist, beispielsweise... ah, you'll get the point. For example.
Guildenstern - 12. Dez, 03:11
Man soll sich selbst viel mehr vertrauen, soll auf sein Gefühl achten. Wenn ich in einer Klasse in der ersten Stunde im Jahr ein "Oh-oh"-Gefühl hatte, hat es sich nicht bewahrheitet? Eben. Die Kunst ist dann, noch was daraus zu machen, z.B. sie einem den Buckel runterrutschen zu lassen.
Guildenstern - 4. Dez, 23:04
Es mag sich nach persönlicher Motivation, nach lange gehegtem Groll anhören, aber diese Gedanken sind in einem langen reflektierten Prozess entstanden: Ich - und ich glaube auch viele andere - finde, dass die Spaßmentalität dieser Zeit und Gesellschaft und ihre Leistungs- und Langeweilefeindlichkeit ein Wegweiser nach unten waren und sind und leider noch sein werden. Kinder wollen unterhalten werden, Kinder kennen kaum noch "nein", Kinder können sich nicht konzentrieren, Kinder flitzen zwischen hier und da und da und dort hin und her. Soll doch der Lehrer machen. Soll doch die Mama machen. Soll doch später der Chef oder der andere machen. Ich will Spaß. Wenn man so etwas bemängelt, wird man altmodisch oder Spielverderber tituliert.
Das scheinbar Seltsame ist jedoch, dass viele Kinder dankbar sind, wenn man dem Blödsinn Einhalt gebietet, wenn man Linien zeigt. Jedoch fühlt man sich als Pädagoge da stets als letztes Auto des Konvois. Irgendjemand, und meist ein ganzer "Haufen", ist vorgeprescht (oder auch nur widerstandslos im Strom getrieben), nun muss man als Lehrer nachhetzen (oder nachschwimmen), um das Rudel einzuholen und auf einen leicht korrigierten Kurs zu bringen.
Ich habe mir als Nachhilfelehrerin zu studentischen Zeiten gedacht, dass es zwar erfüllend sein kann, jemanden, der der Verzweiflung nahe war, verstehend und glücklich zu sehen, dass man jedoch immer hinterher hechtet und falsche Vorstellungen zu korrigieren hat. Als Lehrerin im Schuldienst hatte ich mir das dann anders vorgestellt.
Oh, die teuflischen Vorstellungen! Man sollte erst Lehrerin werden dürfen, wenn man die Erfahrung von fünf Jahren an der Schule hat. Es gibt kaum ein größeres Minenfeld - wohl abgesehen von der politischen Landschaft selbst - und kaum einen Ort, wo man zwischen mehr Parteien steht, die an einem zerren und zwischen denen man zerrieben werden kann. Jeder fordert, jeder will, keiner gibt. Von oben wird sich ordentlich gewundert und gescheit nach unten getreten. Die nachwachsende Klientel wird von Kinderseite tendenziell respektloser, von Elternseite tendenziell unverschämter. Der Lehrer sagt: "Privat?" und zuckt mit den Schultern ob dieser lachhaften Vorstellung. Ein Lehrer ist nicht privat, ein Lehrer ist Lehrer bis zum letzten Atemzug vor der Pension. Dann ist er entweder schulmeisterlich oder ganz schnell ganz weit weg.
Ein sehr weiser junger Mann hat einmal zu mir gesagt, dass Lehrer im Grunde ihres Herzens Angstmenschen seien, und ich bin mir zwar nicht sicher, ob ich alle Facetten dieser tollen Aussage erfasst habe, aber ich gebe ihm Recht. Warum gehen Lehrer nicht gegen diese unfassbaren Erniedrigungen auf die Barrikaden? Warum gehen Lehrer nicht einfach, sondern bleiben bei einem Arbeitgeber, der zwar nicht gerade viel, aber immerhin sicher jedes Monat zahlt, damit er einem dies noch und das noch und das auch noch aufbürden kann? Der einfach einem Lehrer ein Drittel weniger als dem anderen zahlt, obwohl sie gleiche Arbeit im gleichen Dienstalter machen? Der diskrimiert wie sonst wo, weil jemand einen BMI größer 25 hat? Der einem damit die Luft zum Atmen nimmt, weil man ja trotzdem noch immer die Verantwortung trägt? Gegenüber den Eltern, den Kindern, dem Staat, der Welt an sich...
Ich propagiere hiermit einen Aufstand aller Schulen (ha ha). Zeitgleich legen einfach alle ihre Arbeit nieder, Lehrer wie Schüler. Und die Lehrer machen dann aber auch keine Aufsicht, weil dann die Eltern zum Handeln gezwungen sind. Eltern gibt's hundertmal mehr als Lehrer.
Gong! Da geht sie, die Fantasie!
Guildenstern - 14. Nov, 16:25